Partnergemeinde

 

Partnergemeinde Skaudvilė in Litauen

Die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Skaudvilė ist eine kleine Gemeinde innerhalb der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Litauen. Der Ort Skaudvilė hat ca. 2000 Einwohner (Stand 2005) und liegt im Bezirk Tauragė im Westen Litauens. Zur russischen Grenze (Oblast Kaliningrad) bei Sowetsk (Tilsit) sind es ca. 60 km, nach Klaipėda (Memel) ca. 100 km und zur Hauptstadt Vilnius ca. 210 km Entfernung.

Die Kirchengemeinde wird geleitet durch den Kirchenvorstand unter dem Vorsitz von Daiva Bakšienė und hat derzeit ca. 80 Gemeindeglieder. Geistlich versorgt wird sie durch den Pfarrer Edikas Šulcas, der auch noch die Gemeinden in Lauksargiai, Piktupėnai und Žukai betreut. Eine besondere Rolle übernimmt die Lehrerin Margitta Bertulienė, die mit ihren guten Deutschkenntnissen diese Partnerschaft erst möglich macht.

Partnerschaftsgeschichte

Angestoßen wurde diese Partnerschaft durch das Vielbrunner Gemeindeglied Waldemar Finger (†). Er nahm zusammen mit der örtlichen Ärztin Dr. Ina Schmerker-Schank-Goldschmidt, dem ehem. Ev. Dekan Klaus Schimmel und anderen an einer Fahrt der Caritas nach Litauen teil und wurde dort auf die problematische Lage der Evangelischen Christen aufmerksam. Sein Reisebericht bewegte den Kirchenvorstand unserer Gemeinde spontan zur Spende eine Taufschale mit Kanne, da die Skaudvilėr Gemeinde bis dahin die Taufen mit einer Waschschüssel vornahm. Von Anfang an stand somit neben dem geistlichen Impuls, vor allem auch die materielle Hilfe und Stütze im Vordergrund. Waldemar Finger konnte hierzu Friedel Weber aus Vielbrunn gewinnen, der 2002 mit seinen jährlichen Hilfstransporten begann. Ob gut gebrauchte Kleider, Gehhilfen, Sanitärartikel oder Geldspenden – all dies bringt er seit vielen Jahren mit großer Tatkraft nach Litauen. Unterstützt wird er dabei durch seine Frau Karin, die sämtliche Kleiderspenden prüft, verpackt und ihn auf seiner Reise begleitet.

Partnerschaftsjubiläum 2012

An Pfingstsonntag des Jahres 2012 konnte so die 10jährige Partnerschaft unter großer Anteilnahme von Gemeindegliedern beider Kirchengemeinden in Skaudvilė gefeiert werden. Den Festgottesdienst gestalteten neben dem örtlichen Pfarrer Edikas Šulcas auch der Vielbrunner Geistliche Micha-Steffen Stracke sowie der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Litauen Dr. h.c. Mindaugas Sabutis.

Ohne die ehrenamtliche Unterstützung und Spenden aus unserer Kirchengemeinde, die partnerschaftliche Hilfe durch die Ortsvereine Michelstadt und Bad König der Arbeiterwohlfahrt (AWO) sowie des Altenklubs der AWO Michelstadt wäre diese Partnerschaft nicht möglich.

 

Hilfstransport für Litauen 2002 bis 2022!

Nach 20-zig Jahren startete der letzte Hilfstransport der Familie Weber von Vielbrunn nach Skaudvile. 21.6.2022

Den Grundstein für diese Fahrt legte im Jahr 2002 Waldemar Finger. Er war zuvor Teil eines Hilfstransports nach Litauen der Katholischen Kirche und suchte Helfer, die bereit waren auch die Evangelischen Christen vor Ort zu unterstützen. So wurde u. a. auch Friedel Weber angesprochen.

Vor Ort, in Litauen lernte Friedel Weber u.a. Jonas Bakšas und Albert Bertulis mit seiner Frau Margita kennen, evangelische Kirchenmitglieder der Gemeinde Skaudvile. Jonas Bakšas saß lange mit ihm zusammen und stellte am Ende die Frage: „…ob es das nun gewesen sei mit der Hilfe…“.

Diese Frage beschäftigte Friedel Weber sehr, sah er doch vor Ort die Not der Menschen. Er entschloss sich, einen weiteren Hilfstransport ein Jahr später zu organisieren – und das Jahr darauf – und das Jahr darauf – … Anfangs fuhren er und seine Mitstreiter mit Kleinbussen und Anhänger über die Fähre von Kiel nach Klaipeda in Litauen. Doch schon bald musste aufgrund veränderter Bedingungen die Fahrtweise geändert werden. Friedel Weber mobilisierte seine Familie, später auch Freunde und Bekannte. Sie fuhren teils mit Wohnmobilen mit Anhänger oder mit Kleinbussen inkl. Anhänger über Land mit ein paar Übernachtungen auf Stell- und Campingplätzen.

Die Fahrtroute führte von Vielbrunn nach Luckau im Spreewald, dann über die polnische Grenze nach Torun an der Weichsel, weiter nach Mikolajki in den Masuren und anschließend über die litauische Grenze nach Skaudvilé und nach Lauksargiai; knappe 2.000 km bis nach Skaudvilé!

Vor Ort wurden dann die gesammelten Spendengelder übergeben, vollgepackte Kisten mit Kleidern sowie Geh-Hilfen, Rollstühle und vieles mehr aus den Autos ausgeladen und in der Ev. Kirche Skaudvile zunächst verstaut. Später konnten sich dann die Bedürftigen der Gemeinde und des ganzen Ortes mit dringend benötigtem versorgen.

In Lauksargiai, einem kleinen Ort nicht weit von der Stadt Taurage entfernt, wurde in all den Jahren ein Seniorenheim als privates Projekt der Familie Weber unterstützt. Dazu wurden u.a. Hygieneartikeln (wie beispielsweise Windeln & Seife), Rollstühle, Rollatoren und noch einiges mehr, sowie zuvor gesammelte Geldspenden übergeben.

Bei dieser letzten Fahrt wurden Friedel und Karin Weber von Sohn Holger mit Ehefrau Birgit, sowie Schwager Werner Banse mit Frau Irene begleitet. Gestartet wurde wie immer an Himmelfahrt in Vielbrunn, so dass der Ankunft in Litauen vor Pfingsten nichts im Wege stand.

Am Pfingstsonntag, den 05. Juni 2022, wurde Friedel Weber und seine Frau Karin in der Ev. Kirche in Skaudvile während des Gottesdienstes für 20-zig Jahre Hilfstransport geehrt. Der Gottesdienst wurde geleitet von Pfarrer Edikas Šulcas, mitgestaltet von Vertretern der Evangelischen Kirchengemeinde Vielbrunn und musikalisch umrahmt von einem kleinen Vielbrunner Blockflöten-Ensemble bestehend aus Andrea Schnellbacher, Ingrid Vollmar, Birgit Walther-Stracke und Birgit Weber. Während des Gottesdienstes gab es viele Grußworte und Ansprachen in Deutsch und Litauisch.

  • Knappe 2.000 km einfache Strecke, dass sind 4.000 km Hin- und Zurück, in 20-zig Jahren sind das 80.000 km. 15 Tage unterwegs inklusive Fahrt und Ausruhtage, dass sind in 20-zig Jahren 300 Tage ca. 10 Monate Zeit – so Margita Bertuliene, die all die Jahre als Übersetzerin die Partnerschaft Vielbrunn/Skaudvile begleitete.
  • Die Vorsitzende des Kirchenvorstandes, Daiva Bakšienė, überreichte für Friedel Weber und die Ev. Kirchengemeinde Vielbrunn Dankesschreiben des Bischofs und sprach von gewachsener Freundschaft, die bestehen bleibt, auch wenn es keinen Hilfstransport mehr geben wird!
  • Karin und ihr Mann Friedel Weber bekamen für ihr Engagement einen von der Gemeinde selbst kreierten Pokal aus Glas überreicht.
  • Pfarrer Edikas Šulcas schaute voll Dankbarkeit auf die vielen Jahren der Unterstützung. Er meinte: „Wir haben viel Hilfe und Unterstützung bekommen und hoffen auch weiterhin darauf. Dennoch sind wir jetzt auch in der Lage anderen Länder, wie der Ukraine, zu helfen.“
  • Das Grußwort der Ev. Kirchengemeinde Vielbrunn handelte vom Wirken des Heiligen Geistes und schloss den Dank für das langanhaltende Engagement ein.
  • Friedel Weber skizzierte die Geschichte des Hilfstransportes und erwähnte die „Gründerväter“ Waldemar Finger, Jonas Bakšas und Albert Bertulis. Er bedankte sich bei seiner Frau Karin und seiner Familie, ohne die ein solches Projekt nicht möglich gewesen wäre. Die gewachsene Freundschaft und die Gewissheit ein Teil der Skaudviler-Familie sein zu dürfen, lässt ihn mit einem lachenden und einem weinenden Auge gehen.

Nach diesen feierlichen Momenten gab es für alle Gottesdienstbesucher einen Überraschungskuchen sowie Getränke. Das Ganze wurde vom Blockflöten-Ensemble der Ev. Kirchengemeinde Vielbrunn mit irischen und schottischen Weisen begleitet.

Der Abschluss bildete ein vom Kirchenvorstand der Ev. Kirchengemeinde Skaudvile organisiertes Mittagessen. So wurde im vertrauten Rahmen Abschied gefeiert.

Danke für die vielen treuen Fahrten von Vielbrunn nach Skaudvile! Birgit Weber